[326] Kartonnagen. Das durch den modernen Großbetrieb bedingte Verfahren, fertige Kartonnagen flach zusammengelegt, in größeren Mengen zu versenden, führte zunächst zur Faltschachtel (vgl. Bd. 3, S. 596), wurde aber in letzter Zeit auch auf größere und stärkere Kästen ausgedehnt, bei denen durch Diagonaleinbiegungen an den Seiten oder Ecken (Fig. 1 und 1a) die Vorteile des Flachbezuges ermöglicht werden. Das früher[326] übliche Nuten, Rillen oder Ritzen der Pappen wird dabei durch ein gleichzeitig erfolgendes Biegen und Stauchen ersetzt (Fig. 2 und 2a) und dadurch ein Einbrechen des Materials beim Umkanten im Winkel ausgeschlossen. Dazu dient die Remusbiegemaschine der Sächsischen Kartonnagenmaschinen A.-G. in Dresden (Fig. 3). Man kann damit auch in größten Pappentafeln Quer- und Diagonalabbiegungen bis 30 cm Länge anbringen und alle Arten von zusammenlegbaren Tragtaschen, Hutversand- und Konditorschachteln herstellen, die dann, fertig geheftet, flach zusammengefaltet, geliefert werden (Fig. 4 und 4a). Die Herstellung von Apotheker-, Konfekt- und Parfümschachteln mit Vorstehrand war früher auf bestimmte Gegenden beschränkt. Die gesteigerten Anforderungen in bezug auf Schönheit, Haltbarkeit und Massenerzeugung führten zur Erfindung besonderer maschineller Einrichtungen mit gänzlich abweichenden Verfahren. So wird z.B. der Boden an die Zarge nicht angeklebt, sondern in dieselbe unlösbar eingesalzt, woraus eine wesentlich höhere Stabilität resultiert. Das neue Verfahren ermöglicht es, die Herstellung von Behältern mit Vorstehrand unter Benutzung der vorhandenen Maschinen in jeder Kartonnagenfabrik aufzunehmen, welche die Spezialeinrichtungen von der Patentinhaberin, der Sächsischen Kartonnagenmaschinen A.-G. in Dresden, bezieht.
Herm. Saalfeld.
Lueger-1904: Kartonnagen [1]